Wie der lebenswichtige Sauerstoff innerhalb des Auges bis zu seinem Einsatzort in den Sehzellen gelangt, konnten jetzt Wissenschaftler der Universität Mainz entschlüsseln.
Ohne Sauerstoff, dem universellen `Treibstoff´ aller Lebensvorgänge geht im Körper fast nichts. Jedoch unterscheidet sich der Sauerstoffbedarf der verschiedenen Organe stark. Je aktiver der Stoffwechsel eines Organs ist, desto größer ist sein Hunger nach Sauerstoff. Den höchsten Bedarf an diesem lebenswichtigen Treibstoff hat die Netzhaut des Auges, die für die Wahrnehmung von Licht und Farben verantwortlich ist. Selbst im Dunkeln laufen viele energieintensive Stoffwechselprozesse ab, so dass eine ununterbrochene Zufuhr von Sauerstoff notwendig ist.
Der eingeatmete Sauerstoff wird von einem Eiweißkörper, dem Atmungsprotein Hämoglobin über das Blut zum Auge transportiert. Allerdings war bislang unbekannt, wie der Sauerstoff innerhalb des Auges selbst zu den `Kraftwerken´ der Zellen, den Mitochondrien, gelangt. Das Mainzer Forscherteam um den Zoologen Dr. Thorsten Burmester entdeckte nun, dass für diesen Transportprozess ein weiteres Atmungsprotein verantwortlich ist: das so genannte Neuroglobin, das entfernt mit dem Hämoglobin verwandt ist. Neuroglobin wurde zunächst nur im Gehirn gefunden, wo es wahrscheinlich die Nervenzellen vor Schäden durch kurzzeitigen Sauerstoffmangel – wie er zum Beispiel bei einem Schlaganfall auftritt – schützt. In der Netzhaut des Auges jedoch ist die Neuroglobinkonzentration etwa hundertmal höher als im Gehirn.
Neuroglobin ist vor allem in den Schichten mit dem größten Energiebedarf angereichert: den Sehzellen (Stäbchen und Zapfen) und den nachfolgenden Verschaltungen der Sehnerven. Die Forscher hoffen nun, dass diese Entdeckung dazu beitragen wird, einige Erkrankungen des Auges besser zu verstehen.